Ein Buch über Tee
Die Gewinnung des Tees
Schwarztees machen beinahe 98% des Gesamtexports nach dem Westen
aus. Lange Zeit glaubten die Importeure, daß die verschiedenen
Sorten von unterschiedlichen Pflanzen stammten. Dies ist jedoch nur
bedingt richtig. Es ist hauptsächlich die Art der Verarbeitung,
welche die Charakteristika eines Tees bestimmt. Die Verarbeitung
erfolgt, wo möglich, sofort nach der Ernte und fast
ausschließlich noch am Ort. (Im Gegensatz zum Kaffee, der als
Rohprodukt ausgeführt wird.)
Man kann die Produkte bestimmter Darjeeling-Teegärten
durchaus auch daran unterscheiden, wieviele reine Chinapflanzen sie
noch an ihren Hängen stehen haben. Das gemeinsame Verarbeiten der
Züchtungen beeinflußt sehr wohl die Qualität der Tees.
Es gibt sogar Teegärten, die haben nur Chinapflanzen. Wieder
andere pflücken China- und Hybridpflanzen getrennt und mischen
sie dann bei der Verarbeitung in bestimmten Verhältnissen um ihr
typisches Plantagen-Flavour zu erzielen.
Grüntee wird sorgfältig getrocknet, oft sogar wird das
Blattgut gleich nach dem Pflücken kurz erhitzt (Blanchiert). Bei
diesem sogenannten steaming werden die auf dem Blatt vorhandenen Keime
und Mikroorganismen abgetötet und so das bei Grüntee
unerwünschte Fermentieren verhindert. Grüntee wird meist
nach bestimmten Verfahren unterschiedlich stark und nach verschiedenen
Methoden gerollt. Dies charakterisiert u. a. die verschiedenen
Teegärten. (Chun Mee, Gunpowder oder Long Tseng, japanische
Sencha, Bancha, Koreanische panfired - sie sind sogar in Pfannen
leicht angeröstet, statt mit Dampf behandelt).
Schwarztee hingegen durchläuft fünf
Verarbeitungsschritte. Dabei entstehen je nach Sorgfalt Spitzen-Tees
oder weniger gute Chargen:
Doch Gepflückt werden muß er vorher. Und davor
gepflanzt. Und zum Schluß muß er Gemischt, Verpackt,
Verkauft, Verschickt, dann Zubereitet und Getrunken werden.
Die Herstellung von Tee ist heute auf den großen Plantagen
weitgehend technisiert, so daß man heute zwei weitere
Produktionsarten unterscheidet:
- Die CTC- Produktion, ein verkürzter
Produktionsprozeß, bei dem Wert auf ein einheitliches Blatt und
einen schnell färbenden und kräftigen Aufguß gelegt
wird.
- Die LTP- Produktion, die Gewinnungsmethode mit dem (nach dem
Erfinder benannten) Lawrie Tea Processer.
Spitzenprodukte sind aber durchweg auch heute noch auf Handarbeit
und das Feeling langjähriger Erfahrung der Arbeiter angewiesen.
Und wirklich gute Tees, auch ernährungsphysiologisch gute, sind
grüne Tees aus hohen Anbaulagen.
Teil 2 vom Video zur Verarbeitung des Tees.
und Teil 3 vom Video zur Verarbeitung des Tees bis zur Verpackung.
Wenn das grüne Blattgut die Fabrik erreicht, wird
zunächst noch einmal das Gewicht festgestellt und registriert.
Der Welkprozeß beginnt, indem dem grünen Blatt ca. 30% der
Feuchtigkeit entzogen wird, um es für das anschließende
Rollen weich zu machen. Während früher das Welken auf mit
Jute, Draht oder (schon moderner) mit Nylon-Netzen bespannten Horden
erfolgte, wird es heute in 25 bis 30 Meter langen Welktrögen
durchgeführt. Auf deren Drahtgitterbespannung wird das
ausgebreitete grüne Blatt von riesigen Ventilatoren
belüftet. Bei hohem Feuchtigkeitsgehalt kann die Luft auch
angewärmt werden; auf manchen Plantagen läßt sich
durch umschaltbare Ventilatoren die Richtung des Luftstroms in
regelmäßigen Zeitabständen umkehren. Die Erfahrungen,
die man mit dieser Welkmethode in Trögen gemacht hat, sind gut;
nicht zuletzt hat sich die Welkdauer (früher 14 bis 18 Stunden)
auf 8 bis 12 Stunden verkürzt. Häufig wird auch bei der hier
geschilderten orthodoxen Tee- Produktion direkt nach dem Welken die
Rotorvane- Maschine eingesetzt - eine Art "Reißwolf",
der die Blätter für die orthodoxe Weiterbehandlung
vorbereiten soll. Das Blattgut wird in einen messerbestückten
Zylinder eingegeben, wo es unter leichtem Druck gleichmäßig
zerquetscht und zerschnitten wird. Die freiwerdende Flüssigkeit
wird der Blattmasse immer wieder zugefügt und trocknet an die
Blattstücke an.
Das Rollen der gewelkten grünen Blätter dient dazu, die
Zellen aufzubrechen und den Zellsaft mit dem Sauerstoff der Luft in
Verbindung zu bringen. Mit dem Rollbeginn (wenn nicht schon in der
Rotorvane-Maschine) setzt sowohl die Fermentation ein wie auch die
Entwicklung der ätherischen Öle. Das Rollen dauert jeweils
30 Minuten und wird abwechselnd mit und ohne Druck durchgeführt.
Danach wird die Rollmaschiene entleert und das bereits etwas
saftfeuchte, dunkelgrün befärbte, zusammengeklumpte Blatt zu
einer mechanischen Rüttel- Sieb- Maschine, dem
"Ballbreaker", gebracht. Das hier ausgesiebte feinste Blatt
wandert direkt zum Fermentieren - dies ist der sogenannte "first
Dhool". Das übrige Blatt geht für weitere 30 Minuten in
die Rollmaschine, und die Aussiebung in der Grünblatt-
Siebmaschine ergibt den zur Fermentation bestimmten "second
Dhool". Ein erneuter Rollvorgang von 30 Minuten bringt als
Ergebnis den "third Dhool" und das grobe Blatt, das
später beschnitten wird. Hier ist die anteilsmäßige
Ausbeute einer erstklassigen Hochlandplantage: ca. 50% first Dhool ca.
30% second Dhool ca. 15% third Dhool und ca. 5% große
Blätter. Ausschließlich beim Rollen (und eventuellen
Zerkleinern in der Rotorvane- Maschine) - also nicht etwa beim
Pflücken oder einem anderen Produktionsvorgang - werden die
Grundsteine für das spätere Ergebnis der Blattgrade gelegt.
Längeres Rollen bringt einen höheren Anteil an kleineren
Graden (also BOPF, Fannings und Dust), während kürzeres
Rollen die Blätter weniger aufreißt und beschädigt -
und damit das Quantum der Broken-, Pekoe- und Blattgrade bei der
späteren Aussiebung erhöht. Bei der Produktionsphase ist
noch zu ergänzen, daß einige moderne Teefabriken im
Anschluß an das Rollen und Grünblatt- Sieben auch die
Rotorvane - Maschine einsetzen: Das grüne Blatt läuft auf
einer langsam rotierenden Schnecke durch einen Zylinder, in den zur
Beschleunigung der Oxydation (Fermentation) gleichzeitig Sauerstoff
eingeblasen wird.
In Rüttelsieben werden die feineren Blätter nach dem
Rollen mechanisch von den gröberen Bestandteilen getrennt.
Anschließend werden diese nochmals gerollt und gesiebt.
Wenn der schwarze Tee den Trockner verläßt, ist er
immer noch nicht "fertig", sondern erst ein sogenannter
Roh-Tee, der jetzt über Schüttelsiebe laufen muß und
in die verschiedenen Blattgrade sortiert wird. Ausschließlich in
dieser Phase der Aufbereitung werden die Blattgrade gewonnen, also aus
der Masse ausgesiebt. Wobei anzumerken ist, daß die Blattgrade
(grades) lediglich etwas über die Blattgröße der
einzelnen Tees aussagen, nicht aber über deren Qualität.
Die Fermentation ist ein Oxydations- und Gärungsprozeß
des beim Rollen austretenden Zellsaftes. Dieser Prozeß, der
schon beim Rollen einsetzt, dauert insgesamt 2 bis 3 Stunden,
gerechnet bis Trocknungsbeginn im Tee- Trockner. In feuchter Luft ohne
Ventilator benötigt der vollständige Oxydationsvorgang fast
24 Stunden. Das vom "Ballbreaker" (bzw. von der CTC-
Maschine) kommende grüne Blatt wird im Fermentationsraum auf dem
Boden, in großen Wannen oder auf Tischen ca. 10 cm hoch
ausgebreitet. In modernen Fabriken wird der Raum mit
wasserversprühenden Ventilatoren befeuchtet. Während der
Oxydation nimmt das Blatt eine kupferrote Verfärbung an - eine
Farbe, die man beim Kannenaufguß im feuchten Teeblatt
wiederfindet. Der Fermentationsmeister prüft ständig den
Stand der Oxydation, wobei vor allem der Geruch des feuchten Blattes
eine entscheidende Rolle spielt. Von der richtigen und
sorgfältigen Fermentation bzw. Oxydation hängt die
Qualität des fertigen Tees in hohem Maße ab.
Grüner Tee, in China und Japan viel getrunken, wird
überhaupt nicht fermentiert. Damit der Tee nicht mit dem
Sauerstoff in der Luft reagiert, wird er kurz aber heftig erhitzt
bevor er getrocknet wird.
Tee, der nur kurz fermentiert wird, ist bekannt als Oolong.
Roter Tee entsteht, indem die grünen Blätter so gelagert
werden, daß der Fermentationsprozess extrem langsam abläuft
(bis zu 60 Jahre!). Auch Edelpilze tun ihren Teil dazu.
Und wenn die Blätter vom Qingmao-Baum stammen, dann ist
Pu-Erh Tee entstanden.
Wenn die Fermentation ihren Höhepunkt erreicht hat, angezeigt
durch Geruch und kupferrote Farbe des feuchten Blattes, erfolgt das
Trocknen; ein Vorgang, der fälschlicherweise oft als
"Rösten" bezeichnet wird. (Ganz wenige Grüntees
(z. B. Koreanische panfired) werden tatsächlich angeröstet,
dann aber nicht Fermentiert. (sonst währen sie nicht
Grüntees). Durch Zufuhr sehr heißer Luft wird die
Fermentation zum Stillstand gebracht. Eingesetzt werden mit Holz oder
Heizöl beheizte Etagentrockner. In ihnen wird der Tee auf einem
Metall- Laufband durch Heißluft getrocknet - bei einer
Temperatur von 85 bis 88°C. Während der Trocknungsdauer, die
20 bis 22 Minuten beträgt, wird das Wasser entzogen und der
Zellsaft an den Tee angetrocknet. Das beim Fermentationsprozeß
kupferrot gewordene Blatt wird langsam immer dunkler und trockener,
bis der schwarze Tee entsteht. Jetzt ist der Tee für die Lagerung
und den langen Transportweg bereit. Bis hier hat der Tee nur noch
einen Wassergehalt von 3-4% (gewichtsmäßig), der beim
Mischen und Verpacken wieder auf ca. 6-7% ansteigt.
Später, beim Aufgießen, wird übrigens der am
Teeblatt eingedickte Saft durch kochendes Wasser wieder aufgelöst
- und das aromatische Getränk präsentiert sich wieder in
seiner ganzen kupferrot leuchtenden oder goldgelben, klaren
Schönheit.
Fast alle im Einzelhandel erhältlichen Schwarztees sind
Mischungen, damit Geschmack, Qualität und Preis von jeder Sorte
gesichert ist. Der Tee kann auf ein und derselben Plantage
unterschiedlich geraten, je nach Wetter und Glück bei der
Verarbeitung und dem Transport. Im 18. Jahrhundert, als der Tee noch
lose verkauft wurde, mischte der Kaufmann an der Ecke nach den
Wünschen des Kunden.
Nach der CTC- Methode wird heute bereits in Indien die
Hälfte, in Kenia, Tansania und Malawi sogar der größte
Teil der Teeproduktion verarbeitet. CTC heißt: 1. Crushing =
Zermalmen 2. Tearing = Zerreißen 3. Curling = Rollen Bei dieser
Methode wird das grüne Blatt zunächst ebenfalls gewelkt.
Danach wandert es in die CTC- Maschine, die das grüne Blattgut in
einem Arbeitsgang zermalmt, zerreißt und rollt. Im Unterschied
zum beschriebenen Roll und Preßvorgang bei der orthodoxen
Produktion wird bei der CTC- Produktion eine Maschine mit wabenartigen
Metallrollen verwendet.
Von dieser Maschinerie werden die luftgetrockneten, schlaffen
grünen Blätter zerpreßt, zerschnitten und zerrissen,
danach durch die rollenartigen Walzbewegungen wieder leicht gedreht.
Das Blattgut wird also in einem Arbeitsgang regelrecht
"zermanscht", mitgerissen von den gegeneinanderlaufenden
Rollen und in dem kleinen Zwischenraum zerdrückt. Der
freiwerdende Saft wird aufgefangen und den Blättern später
wieder zugegeben.
Dieser CTC- Maschine steht häufig eine Rotorvane- Maschine
vor, die das unterschiedlich große Blattgut schon für die
Weiterverarbeitung vorbereitet, das heißt auf einheitliche
Größen zurechtschneidet. Da ein einziger Zerschneidevorgang
der CTC- Maschine oft nicht ausreicht und einen zu hohen Prozentsatz
an BOP-Graden ergeben würde, sind in vielen Gärten drei bis
fünf Maschinen hintereinander aufgestellt - je nach Anforderung
des Blattbedarfs.
Das nach drei- oder viermaligem Durchlauf gut zerkleinerte Blatt
wird anschließend fermentiert; Stengel und Blattrippen werden
entweder vollkommen zerkleinert oder später aussortiert.
Die Tees der CTC- Produktion eignen sich ideal für den
Aufgußbeutel. Die Ausbeute an gleichmäßigen Pekoe
Fannings beträgt bis zu 70%; der restliche Anteil verteilt sich
auf 20% Dustgrade und 10% übrige Grade.
Auch für diesen Lawrie Tea Processer soll das Blattgut nach
dem Welken möglichst zuerst durch die Rotorvane-Maschine gehen,
damit Größenunterschiede bei Blättern und Trieben
schon vor der weiteren Bearbeitung egalisiert werden können.
Die LTP-Maschine besteht eigentlich nur aus einem schnell
rotierenden Messer, das Blätter oder Blattgut solange
zerschneidet, bis eine Zerkleinerung in PF- oder Dust-Partikelchen
erreicht ist. Gleichzeitig wird Kaltluft in die Maschine eingeblasen,
damit das Blattgut nicht zu warm wird und der
Fermentationsprozeß schon beschleunigt einsetzen kann. Für
die Herstellung dieser Tees, die meistens nur für
Aufgußbeutel verwendet werden können, ist kein großer
und komplizierter Maschinenpark notwendig. Auch der Personalaufwand
ist gering, da die Maschine das zerrissene Blattgut (die
"Dhoole") sofort auf die mächtigen
Fermentationströge fallen läßt.
Wie bei der CTC-Maschine gilt auch hier bei der LTP- Produktion:
Ein Iängerer Durchlauf bedeutet eine größere Ausbeute
an Dust und kleinen PF-Graden; Broken Grade ergeben sich kaum noch und
Blattgrade selbstverständlich überhaupt nicht mehr.
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