Ein Buch über Tee
Die Gewinnung des Tees
Wenn ich mal essen gehe, und im Restaurant den Kellner nach Tee
frage, bekomme ich häufig die Antwort: "Wir haben
Pfefferminztee, Früchtetee und Kamillentee". Nun ist diese
Anwort nicht nur unbefriedigend, sondern auch falsch. Keines der
genannten Getränke ist Tee. Ja, sie lesen richtig. Tee ist eine
Pflanze wie auch die Kamille oder die Pfefferminze und nennt sich
wissenschaftlich "Thea Sinensis" oder "Thea
Assamica". Die daraus gezüchteten Hybriden haben dem Laien
nichtssagende Nummern als Namen. Ganz im Gegensatz zu den verkauften
Sorten, mit ihren klingenden Namen.
Tee, echten Tee, gibt es in vielen Sorten. Zunächst
unterscheidet man nach Anbaugebiet Assam, Ceylon, Darjeeling, Kenia
etc. Darüberhinaus wird je nach Verarbeitung von grünem bzw.
schwarzem Tee oder von Oolong gesprochen. Doch alle diese Teesorten
stammen von ein und der selben Pflanze. Und ähnlich wie beim Wein
kommt es auf die Anbaulage, das Klima ,die Verarbeitung und die
Zubereitung an. Die Tees bekommen dann im Handel wohlklingende Namen
wie "XIA ZHOU BI FENG - MAO FENG WU AN" oder "LUNG
CHING". Wer einen sehr guten Tee-Katalog lesen möchte (ja,
den kann man durchaus auch einfach so lesen), der sollte sich den
Katalog von Ernst Janssen von der Teemanufaktur Sylt bestellen. Allein
beim lesen der Teebeschreibungen wird einem ganz warm ums
Teetrinkerherz.
Vielleicht kennen Sie den unfermentierten Tee schon aus
China-Restaurants? In klarer, heller Tasse dampft und duftet er in den
henkellosen Trinkschälchen. Vielleicht bekommen Sie einen Hyson
(Blühender Frühling). Oder einen Mandarin Oolong (Jasmin
Pouchong); das ist eine zarte, liebliche Mischung aus dem
Foochow-Distrikt, die nach dem Trocknen mit Jasminblüten versetzt
wird. Osmathus wird unter bestimmte Tees gemischt, etwa beim Kwai
Flower. Andere Zusätze wie Orangenblüten oder dergleichen
gibt es im alten China nicht, sie sind eine "Erfindung" der
Neuzeit.
Etwas besonderes ist der Earl Grey Tea. Er wird vor dem Verkauf
mit Bergamotteöl bespritzt. So bekommt er einen Duft, den manche
Teetrinker lieben.
Keemun ist ein Tee bzw. ein nach seinem Herkunfts-Distrikt in
Anwhei (Anhui) benannter "besserer" Schwarztee mit sehr
regelmäßigem Blatt. Beste Qualität ist der sogenannte
Standard 12. Der großblättrige, starke schwarze Lapsarrg
Souchong kommt aus Formosa. Gunpowder (Schießpulver) nennt man
Tee, dessen Blätter zu kleinen Kugeln gerollt wurden und
Schrotkörnern ähneln. Zu allen diesen Tees ißt man
gern chinesischen Ingwer, kandiert oder mit Schokolade, und
Dattelküchlein.
Tee wird grundsätzlich in Blatt-Tee und Broken- (gebrochener)
Tee unterschieden, wobei der gebrochene Tee ein dunkleres Getränk
abgibt, das allgemein das beliebtere ist. Die Sorte sagt nichts
über Qualität aus, sondern bezieht sich auf
Größe, Aussehen und eventuell Anbaugebiet und Mischung. Zu
den Broken-Tees gehören Broken Orange Pekoe (chinesisch Pa ho =
weißes Haar), Broken Pekoe, Broken Pekoe Souchong, Fannings
(Krümel) und Dust (Staub). Zu den Blatt-Tees gehören: Orange
Pekoe, Pekoe und Souchong (chinesisch: kleine Pflanze). Die Sorten
Tippy (tip = Spitze) und Flowery (blumig) bezogen sich fast
ausschließlich auf Darjeeling-Tees. Inzwischen verwenden auch
Assam, Nilgiri und Ceylon diese Bezeichnungen. Sie sind lediglich
ungefähre Anhaltspunkte, keine festgeschriebenen
Maßstäbe. Großblättrige Tees mit einem hohen
Anteil Spitzen sind solche, die zu Beginn der Saison geerntet werden.
Reine Tees findet man recht selten, der größte Teil des
Tees wird in Mischungen getrunken.
Hallo, auf Anfrage erhielt ich folgenden Hinweis zum Teetesten:
Sehr geehrter Herr Walter.
Eine Teatastertasse besteht aus
a) Teeschale mit unglasiertem Rand / Porzellan weiß
b) Henkel-Aufbrühgefäß mit Zackenrand - Inhalt 120
ccm
c) Deckel für Aufbrühgefüß mit
Entlüftungsloch
Vorgehensweise für die Teeverkostung / Degustation:
a) Teemuster einwiegen: jeweils 2,2 g, abgewogen mit einem
Sixpence-Stück (2,86g)
b) Mit siedend-Wasser angießen und Uhr auf fünf Minuten
stellen
c) vollgießen
d) abdeckeln
e) nach Ende der Ziehzeit mit zugehaltenem Deckel über die
Zahnung abgießen, indem das gesamte Deckelgefäß
einfach schräg auf die Teetasse gestellt wird, sodaß das
Teewasser ins daruner befindliche Gefäß abläuft.
f) Deckel mit abgegossenem Teeblatt umgekehrt auf das
Deckelgefäß stellen.
Der zu verkostende Abguß ist natürlich viel zu stark.
Aber im Importbereich will man wissen, was an Kraft und Farbe wirklich
drin ist. Auch handelt und denkt die Importbranche immer noch nach der
alten Ostfriesenregel: bis zum bitteren Ende viele Gerbstoffe als
damaliges Seuchenhygienikum gegen darmbakterielle Infektionen (Pest,
Cholera, Paratyphus, Fleckfiber usw.) Von moderner
Ernährungsphysiologie hat die Branche noch nicht allzuviel
Kenntnis genommen.
Ich persönlich gieße nur mit einem Gramm pro
Deckelgefäß auf um auf die aromatische Qualität, die
für mich Hauptpunkt zur Beurteilung einer Verkaufsfähigkeit
ist, schließen zu können.
Wir sind jetzt auch mit einem shop im Internet vertreten. TEEhaus Ernst Janssen auf Sylt
Mit freundlichem Gruß
Ernst Janssen
Die Anbaugebiete der Spitzentees liegen zum Teil tausende von
Kilometern auseinander. Ebenso verschieden wie diese Gebiete sind auch
Blume, Farbe und Stärke der Tees, die jeder Sorte ihre eigene,
charakteristische Note geben.
Die edelsten Sorten wachsen im Norden in Darjeeling, an den
Südhängen des gewaltigen Himalaya-Gebirges. Darjeeling ist
ein Höhenluft-Kurort, ein indisches Städtchen, das der wohl
bekanntesten Teesorte ihren Namen gab.
Die Darjeeling-Plantagen liegen im Gebiet der Teesta-, Balasan-
und Mechi-Ströme, in 2000 Meter Höhe. Zwei der ältesten
Teegärten in Darjeeling »Steintal« und »Happy
Vally«, sollen vor langer Zeit von deutschen Missionaren oder
Eremiten gegründet worden sein. Die kühlen Nächte und
die intensive Höhensonne des Tages lassen hier die
höchstbezahlten Tees der Welt wachsen. Und weil die Blätter
dieser Tees in der kurzen Erntezeit von April bis November langsamer
wachsen als in anderen Anbaugebieten, zeichnen sie sich durch ein
besonders liebliches, intensives Aroma aus. Durch die große
Anbauhöhe werden auch keine Insektizide gebraucht, da die
Schädlinge in dieser Höhe (fast) nicht mehr vorkommen.
Man unterscheidet mehrere Qualitätsgruppen: die
Frühlingspflückung (first flush), die Sommerpflückung
(second flush) und zwei Herbstpflückungen (autumnals, first und
second flush). Dabei ergeben die Frühlingspflückungen die
beste Qualität.
Ursprünglich wurde im Darjeeling-Distrikt Tee aus dem Strauch
»Thea chinensia« erzeugt, bis er in letzter Zeit mehr und
mehr durch Kreuzungen mit dem erst im Jahre 1828 in Assam entdeckten
»Thea assamica« in den sogenannten Blendings seinen heutigen
Charakter fand. Assam, eine nordindische Hochebene im Stromgebiet des
Brahmaputra, ist der größte zusammenhängende
Teedistrikt der Welt. In etwa 1000 Gärten wird ein Tee von
besonderem Flavour geerntet, der wegen seiner feinen Qualität die
Grundlage für viele begehrte Mischungen bildet.
Auf der Hochebene von Assam wie auch in Darjeeling findet der
Teestrauch genau das Klima, das er liebt: Tropenglut, Luftfeuchtigkeit
und Bergeskühle mischen sich in seinen Adern. Gewaltige
Monsunregen bringen Fruchtbarkeit und Reife. Doch die Wasserfluten
rauschen die Berghänge hinab und können die Erde nicht
versumpfen, so bekommen die Teesträucher keine »nassen
Füße«. Und kühle Bergwinde aus der Mongolei
lindern die subtropische Hitze und erfrischen die Teepflanzen.
Wenn Sie sich in der City oder im Westend von London Tee besorgen,
kann es Ihnen passieren, daß der Verkäufer Sie höflich
fragt, wo Sie wohnen. Nennen Sie ihm dann Vorort und Straße und
verraten ihm noch, ob Sie den Tee lieblich oder stark mögen,
schlägt er in seinem Heft nach und antwortet: »Dann empfehle
ich Ihnen diesen Tee, Madam. Der harmoniert am besten mit Ihrem
Geschmack - und Ihrem Leitungswasser.«
Ob das heute tatsächlich noch so ist wage ich (leider) zu
bezweifeln. aber auch heute bietet manch ein Teehändler noch auf
die Region abgestimmte Teemischungen an. Und manchmal können sie
auch mit der Packung des ihnen angenehmen Beuteltees kommen, und es
wird ihnen aus hochwertigen, rückstandskontrollierten Tees eine
Mischung mit dieser Geschmacksrichtung gemischt.
Mir persönlich ist die Abwechslung am wichtigsten. Morgends
einen feinen Grüntee zum Aufwachen, mittags einen Darjeeling und
abends evtl. eine Friesische Mischung. Aber das ist nur eine Variante,
die bei mir auch abgewechselt werden muß.
Englische Tee-Fetischisten nehmen angeblich sogar auf Reisen stets
»ihre« Mischung und dazu einen großen Wasservorrat
mit. Der Gruselkönig Edgar Wallace tat's jedenfalls: Er
überquerte den Kanal niemals ohne seine silberne Teemaschine mit
allem Drum und Dran, denn er konnte seine Kriminalromane nicht
herunterdiktieren ohne Ströme von Tee.
|